Nordmünsterland-Studien, Band 1

Tecklenburg um 1750

Quod non est in actis non est in mundo – Was nicht in den Akten steht, ist nicht in der Welt: Aufmerksam notierte daher der preußische Kriegs- und Domänenrat Ernst Albrecht Friedrich Culemann (1711–1756) seine Beobachtungen, die er in den 1740er- und 1750er-Jahren während seiner dienstlichen Reisen in die Grafschaft Tecklenburg machte. Zwei seiner darüber angefertigten Manuskripte haben sich erhalten: Die „Geographia Tecklenburgensis“ und das „Bereisungs-Protocollum der Graffschafft Tecklenburg“. Beide Handschriften werden in der vorliegenden Publikation erstmals zusammen veröffentlicht und in den historischen Kontext eingeordnet. Die Themenvielfalt, die Culemann bietet, ist erstaunlich breit: Einzelschicksale, Wirtschaft und Verwaltung, Gesellschaft und Politik, Religion und Glaube, Landschaft und naturräumliche Bezüge sind nur einige wenige Aspekte, die die Niederschriften Culemanns thematisieren. Der Leser gewinnt somit einen einmaligen Einblick vom Zustand der Grafschaft Tecklenburg um 1750.

 

Aus den Rezensionen:

 

"Die auf einer Kommunikation zwischen Verwaltung und Untertanen beruhende Beobachtungen und Informationen machen deutlich: Alle an der Herrschaft beteiligten Personen besaßen ein gewisses Maß an Teilhabe – selbst geringe Kötter. Durch Gehorsam oder Widerspruch verdeutlichten die Untergebenen ihre Beziehung zum Verwaltungsalltag, die Obrigkeit war auf Akzeptanz angewiesen. Überdies waren der Amtmann und auch die Kriegsund Domänenräte als eigenständige Akteure tätig. Die Partizipation aller Akteure existierte, bevor es ein Wahlrecht gab, so dass die Feudalzeit weder durch Rechtlosigkeit noch durch Unmündigkeit gekennzeichnet war. Orts- und Personenregister erleichtern den Zugang in die Geschichte dieser heute weitgehend fremden vormodernen Welt."

 

aus: Burg, Peter, in: Westfälische Forschungen 71 (2021) S. 558-560.

 

 

"Wer ein Interesse an landeskundlichen Aspekten der Grafschaft Tecklenburg hat und – jenseits der einseitigen Top-down-Prämissen der älteren borussischen Historiografie – konkretes Anschauungsmaterial zur preußischen Herrschaftspraxis auf lokaler Ebene sucht, dem sei die vorliegende Edition empfohlen."

 

aus: Rohrschneider, Michael: in: Jahrbuch für Regionalgeschichte 40 (2022), S. 234-235.